Jugend ohne Gott (Ödön von Horváth)

3.5
(4)

Ödön von Horváths Roman Jugend ohne Gott handelt von einem Lehrer in den 1930er Jahren, dessen Weltanschauung sehr von der seiner Schüler abweicht. Er ist erschüttert von deren faschistischer Einstellung.

Inhaltliche Zusammenfassung Jugend ohne Gott

Mitte der 1930er Jahre korrigiert ein Lehrer die Hefte seiner Schüler. Als er liest, dass der Schüler N von ihnen sich rassistisch über Schwarze äußert, möchte er es zunächst anstreichen. Doch da er Ähnliches bereits im Radio gehört hat, lässt er den Satz so stehen. Es ist nicht die Zeit, in der Lehrer sich gegen Aussagen wenden, die im Radio zu hören waren. Trotzdem sagt er dem Schüler bei der Rückgabe des Hefts, dass er nicht so verallgemeinern darf, weil alle Menschen gleich sind.

Diese Aussage bringt dem Lehrer Ärger ein. Der Vater des N beschwert sich bei ihm und über ihn, der Direktor fordert ihn auf, solche Äußerungen nicht mehr zu tätigen und die Klasse schreibt einen Brief, in dem sie einen anderen Lehrer fordern. Der Direktor stellt sich hinter den Lehrer, doch dieser bleibt mit der Klasse am Ende allein. Beide Seiten misstrauen einander.

In einer Bar trifft der Lehrer einen ehemaligen Kollegen, der ihm erklärt, dass düstere Zeiten auf sie warten: das Zeitalter der Fische, in dem die Seele des Menschen unbeweglich wird wie das Antlitz eines Fisches. Als ein Schüler stirbt, fällt dem Lehrer auf der Beerdigung auf, wie manche Schüler ihn anschauen und regelrecht hassen. Vor allem T schaut ihn ohne jegliche Gefühlsregung an, sodass dem Lehrer sofort wieder das Bild des Fischs einfällt.

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In den Osterferien fährt der Lehrer mit seiner Klasse in ein Zeltlager, das in Wahrheit dazu dient, die Jungen militärisch auszubilden. Der Pfarrer des Dorfs, in das sie reisen, warnt den Lehrer, dass nur eineinhalb Stunden entfernt in einem Schloss Mädchen einquartiert wurden und dass er auf seine Klasse achten soll.

Der Lehrer beobachtet eine Bande aus zwei Jungen und einem Mädchen, die eine blinde Frau überfallen und ihr Brot stehlen. Die Bande ist im Dorf bekannt. Der Lehrer stellt nachts eine  Wache auf, damit das Lager nicht überfallen wird. In den nächsten Tagen freundet der Lehrer sich mit dem Pfarrer an.

Nach einigen Tagen ist die Kamera von L im Lager verschwunden. Der Lehrer vermutet, dass die Wache ihre Arbeit nicht richtig macht und bleibt nachts selbst auf, um sie zu beobachten. Dabei beobachtet er, wie Z einen Brief erhält.

Am nächsten Morgen erfährt der Lehrer, dass N und Z sich ständig über das Tagebuch von Z streiten, das dieser in einem Kästchen verschließt. Als die Jungen trainieren, bricht der Lehrer das Kästchen auf und liest das Tagebuch. Er erfährt, dass Z sich mit Eva, der Anführerin der Räuberbande, trifft. Als Z sieht, dass das Kästchen aufgebrochen wurde, verdächtigt er N und verprügelt ihn. T schaut dabei den Lehrer wieder an wie auf dem Begräbnis. Nachts beobachtet der Lehrer Z und Eva beim Sex. Als er hinter sich tastet, merkt er, dass dort noch jemand steht, kann aber aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen.

Am nächsten Morgen fehlt N im Lager. Zs Kleidung ist zerrissen und er hat Kratzer. Er sagt dem Lehrer, N hätte ihm gestanden, dass er das Kästchen aufgebrochen hätte, und Z hätte ihm verziehen. Der Lehrer weiß, dass Z liegt, sagt jedoch nichts. Zwei Waldarbeiter finden N, der mit einem großen Stein erschlagen wurde. Der Staatsanwalt verdächtigt Z, der schließlich gesteht.

Im Prozess sagt die Verteidigung, dass Eva die Mörderin ist. Außerdem wurde ein Kompass beim Toten gefunden, der weder N noch Z gehört. Es besteht also die Möglichkeit, dass ein Unbekannter N getötet hat. Als der Lehrer im Prozess vernommen wird, erzählt er, dass er das Kästchen aufgebrochen hat und dass er Z und Eva beobachtet hat. Danach sagt Eva aus. Weil der Lehrer die Wahrheit gesagt hat, erzählt sie nun auch alles. Z und N haben sich geprügelt und Eva wollte N danach mit dem Stein erschlagen, doch ein Junge kam aus dem Gebüsch, entriss ihr den Stein und erschlug N schließlich. Da Z den Dritten nicht gesehen und ihr auch nicht geglaubt hat, hat er die Tat auf sich genommen. Über Unbekannten kann Eva nichts sagen, außer dass er Fischaugen hatte.

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Der Lehrer, der wegen seiner ursprünglichen Falschaussage vom Dienst suspendiert wurde, wartet nach der Schule auf T. Er lädt ihn zu einem Eis ein und stellt ihm Fragen. T erkennt, dass der Lehrer ihn verdächtigt, und sagt, dass der Lehrer viel mehr als er selbst Fischaugen hat, dass “Fisch” sogar sein Spitzname unter den Schülern ist.

Ein Schüler, B, meldet sich beim Lehrer und sagt, dass der Kompass, der gefunden wurde, T gehört hat. Außerdem hätten er und drei andere einen Klub gegründet, weil sie keine Lust mehr auf Marschieren haben und weil sie dem Lehrer und seinen Ansichten Recht geben. Außerdem weiß er, dass T gerne ganz genau wissen möchte, wie alles funktioniert – auch, wie es ist, wenn jemand stirbt.

Der Pfarrer besucht den Lehrer und bietet ihm eine Stelle in einer Missionarsschule in Afrika an. Da der Lehrer keine anderen Optionen hat, nimmt er an.

Nachts wird der Lehrer von der Polizei geweckt – T hat sich umgebracht und in seinem Abschiedsbrief ein Geständnis abgelegt. Er hat N getötet.

Die wichtigsten Figuren in Jugend ohne Gott

Der Lehrer

Der Lehrer ist 34 Jahre alt und könnte fast der Vater seiner Schüler sein. Er entstammt einer anderen Generation und ist mit humanistischen Werten aufgewachsen. Seine Schüler werden durch Medien und ihre Eltern darauf vorbereitet, irgendwann in den Krieg zu ziehen. Sie sind emotionslos, denken nicht viel nach und halten sich für die besseren Menschen. Sie sind dem Lehrer fremd.

Gleichzeitig handelt er jedoch auch nicht konsequent nach seinen Werten. Er gibt den Schülern für rassistische Äußerungen gute Noten, um seine finanzielle Situation nicht zu gefährden. Er spioniert Z nach und lügt anschließend selbst dann noch, als N tot aufgefunden wird.

N

N ist der Musterschüler der faschistischen Ideologie. Er schreibt in Aufsätze Dinge, die er im Radio gehört hat, und meldet den Lehrer sofort bei seinen Eltern.

N streitet außerdem mit Z, weil er nicht will, dass dieser Geheimnisse vor ihm hat oder Dinge über ihn aufschreibt.

Z

Z ist politisch nicht einzuordnen. Sein Interesse gilt allein Eva. Er liebt sie und ist bereit, für sie ins Gefängnis zu gehen. Gleichzeitig glaubt er ihr nicht, als sie ihm sagt, dass sie N nicht getötet hat.

Eva

Eva hat ein schweres Leben hinter sich und war bereits in der Besserungsanstalt. Sie lebt in einer Höhle, führt eine Räuberbande an und bestiehlt alte und kranke Menschen. Sie trifft sich mit Z, liebt ihn aber nicht.

Als sie sieht, dass der Lehrer vor Gericht die Wahrheit sagt, entschließt sie sich ebenfalls dazu, ehrlich zu sein.

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T

T ist völlig emotionslos. Er möchte wissen, wie alles funktioniert. Dafür bringt er sogar einen Menschen um. Seine Mutter hat keine Zeit für ihn, sodass T meist sich selbst überlassen ist. Schließlich begeht er Selbstmord und gesteht seine Tat.

Themen und Aussagen

Faschismus

Die Jugendlichen wachsen in einer Zeit des Faschismus auf. Für sie ist die vermittelte Weltanschauung das einzig Normale. Sie hinterfragen nicht, sondern folgen blind dem, was ihnen Medien und Eltern vorsetzen.

Diese Entwicklung ist jedoch nur durch die aktive Einflussnahme oder Mithilfe der Erwachsenen möglich. Diese formen die Jugendlichen so, dass sie möglichst bereitwillig in den Krieg ziehen, sehen sie also quasi als ihr Eigentum an. Auch der Lehrer, er eigentlich andere Werte vermittelt, hilft aus Eigennutz mit, die Jugendlichen in ihren Überzeugungen zu stärken.

Glaube

Immer wieder bezieht sich der Lehrer darauf, dass er seine Werte aus seinem Glauben an Gott bezieht. Seine Eltern sind gläubig und er freundet sich schnell mit dem Pfarrer an. Den Jugendlichen fehlt – so seine Meinung – vor allem dieser Glaube, um menschlich zu sein.

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Opportunismus

Zu Beginn des Buchs ist der Lehrer ein Opportunist. Er findet die politische Ausrichtung der Gesellschaft nicht gut, doch er hat eine gut bezahlte Arbeit, die er nicht gefährden möchte. Also gibt er selbst Schülern eine gute Note, die einfach aufschreiben, was sie im Radio gehört haben, und keine eigenen Gedanken anbringen können.

Im Verlauf der Geschichte wandelt sich der Lehrer. Er sagt vor Gericht die Wahrheit, obwohl ihn niemand nach dem Kästchen gefragt hat. Er weiß, dass ihn das seine Stelle kosten kann. Dennoch sind ihm seine Werte mittlerweile wichtiger.

Weitere Infos zum Buch

Jugend ohne Gott ist der dritte Roman von Ödön von Horváth. Er schrieb ihn 1937, ein Jahr vor seinem Tod. von Horváth hatte die Nazi-Diktatur in Deutschland selbst miterlebt, bevor er emigrieren musste, und übte in seinem Roman Kritik an dieser Gessellschaft. Das Buch wurde 1938 in Deutschland verboten.

Es gibt insgesamt fünf Verfilmungen des Stoffs, die letzte aus dem Jahr 2017.

Über den Autor

Ödön von Horváth wurde 1901 in Österreich-Ungarn geboren. Er schrieb auf Theaterstücke und Romane und verfasste diese in deutscher Sprache. 1936 wurde er zur Emigration gezwungen. Seine Bücher wurden nicht mehr verkauft, die Theaterstücke nicht mehr aufgeführt. 1938 wurde er in Paris von einem umstürzenden Baum erschlagen.

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