Rhetorische Figuren

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In diesem Artikel stellen wir dir die verschiedenen rhetorischen Figuren vor.

Wozu braucht man rhetorische Figuren?

Ist es nicht schön, wenn einem jemand zustimmt oder wenn man überzeugen kann? Was hat man früher gemacht, als man nicht einfach Fotos verschicken konnten oder Gefühle mit Emojis darstellen konnte? Man hat versucht, den Text mit sprachlichen Mitteln überzeugend und lebendig zu gestalten. Rhetorik, das ist die Kunst des Redens, auch des Überredens. Rhetorische Figuren sind das Mittel dazu.

Da sich die Rhetorik aus der Antike herleitet, aus Griechenland vor allem und später dann aus dem Römischen Reich, hat sich im Laufe von über 2000 Jahren etliches angesammelt. Eine letzte Treuherzigkeit des Abendlandes ist es, dass man rhetorische Figuren immer noch auf Griechisch lehrt. Manche sehen darin auch eine Verschwörung sadistischer Deutschlehrer, zumindest aber ist die Frage erlaubt: Muss das sein? Und das ist eine rhetorische Frage, denn ich erwarte darauf nicht wirklich eine Antwort.




Rhetorik ist wie Tanzen

Salsa oder Walzer, Tango oder Foxtrott, wer tanzen will, muss Schrittfolgen lernen oder Figuren kennen. Dann sieht es gut aus. Ursprünglich war die Kunst des Redens für die gedacht, die reden wollten und nicht, wie es heute meistens ist, für die, die Reden analysieren sollen oder Texte interpretieren müssen. Darum ist es gut, rhetorische Figuren aktiv zu lernen, also selbst welche zu erfinden, denn dann erkennt man sie viel leichter wieder.

Tipp: Unsere Übersicht über Rhetorische Figuren

Das Spiel um Macht – Rhetorische Figuren in politischen Essays und Reden

Caesar war ehrgeizig, Caesar wollte Macht und er schrieb ein Buch über seinen erfolgreichen Krieg in Gallien. Daraus stammt der klassische Satz: Veni, vidi, vici. Ich kam, ich sah, ich siegte. Das klingt groß und das soll es auch. Warum? Es ist eine Steigerung, eine Klimax, die auch noch einprägsam ist durch den gleichen Wortanfang. Es ist eine Alliteration. Die drei Verben beginnen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben. Na bitte, durch rhetorische Figuren kann man sogar Kaiser werden.

Gleich ein weiteres Beispiel aus der Weltpolitik, Französische Revolution, die Rede von St Just in Dantons Tod von Büchner: Soll eine Idee nicht ebenso gut wie ein Gesetz der Physik vernichten dürfen, was sich ihr widersetzt? Er will die Gräueltaten der Schreckensherrschaft der Jakobiner rechtfertigen und er verwendet dazu geschickt eine rhetorische Frage.

Sehr beliebt sind natürlich auch Übertreibungen, Hyperbeln. Entweder einfach aus dem Alltag: schnell wie der Blitz oder auch aus der Politik: ein Milliardengrab. Letztere ist obendrein auch eine Metapher. Der Verlust von Geld wird hier dramatisch mit Sterben und begraben sein assoziiert. Das beeindruckt und überzeugt.




Ja, mit rhetorischen Figuren kann man beeinflussen und täuschen. Zum Beispiel kann ich Arbeitskräfte freistellen. Das klingt positiv, heißt aber nichts anderes als entlassen. Es ist eine Beschönigung, auf Griechisch: Euphemismus. Weitere bekannte Euphemismen sind hinscheiden statt sterben oder auch einfach kräftig statt dick.

Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, aber auf jeden Fall recht haben will, dann helfen Tautologien: Geld ist immer noch Geld! Das ist logisch rückbezüglich, sagt im Grunde gar nichts, wirkt aber emotional und entschieden. Tautologien gehen auch mit verschiedenen Worten, die die gleiche Bedeutung haben. Nie und nimmer! Auf diese Weise kann man energisch wenig sagen und das sollst du als Schüler durchschauen und benennen.

“Das Bleibende stiften die Dichter”

Was meint Hölderlin damit? Dass jenseits der Logik und der Vernunft die Dichtung am meisten in der Lage sei, die Geheimnisse des Lebens anzudeuten und auszusprechen. Aber wie geschieht das? Mit rhetorischen Figuren! Will ich also an das Eigentliche des Textes, womöglich eines Gedichtes herankommen, muss ich mich wie ein Detektiv verhalten, der dem Text auf die Schliche kommt. Zum Beispiel wenn die Sonne lacht oder der Himmel weint, dann bekommt die Natur einen menschlichen Zug. Sie wird als Person wahrgenommen. Personifikation heißt das dann. Es kann auch etwas Abstraktes menschlicher machen wie bei Vater Staat.

Wichtig sind hier auch alle Vergleiche, die mit am leichtesten zu erkennen sind. Seine Liebe glich einer Rose. Das könnte bedeuten, dass seine Liebe romantisch war und anziehend, aber nicht von Dauer. Wenn man etwas noch spannungsreicher sagen will, benutzt man gern Metaphern. Das ist wohl die wichtigste rhetorische Figur für Gedichtinterpretationen. Dabei wird die Identität von zwei Dingen einfach behauptet wie zum Beispiel Menschenmeer. Das ist dramatischer und erweckt mehr Assoziationen, als wenn ich sage: Die Menschenmenge wirkte wie ein Meer. Das wäre nur ein Vergleich. Vergleich, Metapher und Personifikation sind sehr wichtige rhetorische Figuren in der Dichtung und Literatur.

Die hohe Kunst – Kurzgeschichten interpretieren

Alle bisher genannten rhetorischen Figuren können auch in Kurzgeschichten vorkommen. Leicht zu erkennen, aber auch leicht zu übersehen, ist die Ironie. Das war ja wieder klasse. Könnte nicht besser sein, was dann heißt: Mist. Weil die Ironie auch im Alltag gebraucht wird, vergisst man manchmal, sie als Figur zu benennen.

Typisch für die Interpretation von Texten ist schließlich die Untersuchung der Satzstrukturen, der Syntax. Steht da vielleicht etwas wie: Er öffnete die Tür, aber er sah nichts. Er horchte in die unheimliche Stille. Den Revolver hielt er fest in der Hand. Dann hast du einen Text, der vorwiegend aus Parataxen besteht, aus gleichgeordneten Hauptsätzen. Das kann schlicht wirken, aber auch kraftvoll und sogar autoritär. Bekannt ist diese Parataxe von Martin Luther: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott möge mir helfen. Drei Hauptsätze stehen gleichwertig nebeneinander.




Oft sind die Sätze aber auch verschachtelt mit voneinander abhängigen Nebensätzen, vielen Kommas und Nebengedanken. Das kann die Stimmung verdichten, auch nachdenklich scheinen oder unsicher. Das nennt sich Hypotaxe. Hypo- heißt ‘unter’, nämlich Nebensätze werden untergeordnet. Para- heißt ‘gleich’. Ich gehe nach Hause, weil es regnet, was mir überhaupt nicht gefällt, ist also eine Hypotaxe in drei Stufen. Hauptsatz, Nebensatz, Nebensatz, jeweils eine Stufe untergeordnet. Welcher Stil herrscht in einem Text vor? Ist er eher hypotaktisch oder parataktisch? Was sagt das über die Personen aus, ihre Herkunft, ihren Gemütszustand? Hypotaxe und Parataxe sind beide wichtige Rhetorische Figuren.

Nun auf!

Rhetorische Figuren machen Texte interessant und lebendig oder lenken Gedanken und Gefühle in die gewünschte Richtung. Je nachdem. Du kannst ihre Kenntnis für dich nutzen, um überzeugend zu wirken oder du kannst sie entdecken und durch sie wie durch Türen tiefer in das Verständnis eines Textes gelangen. Probier es mal.

Tipp: Unser Arbeitsheft zu Rhetorischen Figuren

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