The American Dream – der amerikanische Traum

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Wahrscheinlich hast du schon einmal den Ausdruck The American Dream gehört. Damit ist eine bestimmte Grundhaltung zum Leben und zur Gesellschaft gemeint, von der vor allem US-Amerikaner überzeugt sind. Wir erklären dir in diesem Artikel, woher der Ausdruck kommt und was man darunter versteht.

Woher kommt der Ausdruck American Dream?

Die Gründung der USA geschah durch die Erklärung der Unabhängigkeit von Großbritannien – am 4. Juli 1776. Die Siedler*innen, die ihr Glück in Nordamerika suchten, wollten nicht weiter von den Entscheidungen in Europa abhängig sein. Und sie wollten auch keine Steuern mehr an die alte Heimat entrichten. Stattdessen hatten sie das Ziel, aus eigener Kraft etwas Neues aufzubauen, was dann auch ganz ihnen gehören sollte.

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In die Unabhängigkeitserklärung floss diese Überzeugung unter anderem folgendermaßen ein:

“We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”

Jeder Mensch sollte also das Recht haben, frei zu sein und sein eigenes Glück zu suchen. (Genauer steht da natürlich jeder Mann, womit jeder Amerikaner gemeint war.)

Basierend auf dieser Überzeugung prägte der Schriftsteller James Truslow Adams 1931 in seinem Buch The Epic of America den Begriff American Dream.

Was bezeichnet man als amerikanischen Traum?

Der amerikanische Traum besagt, dass jede*r durch eigene Anstrengung ein besseres und wohlhabenderes Leben führen kann. Der Ausdruck “vom Tellerwäscher zum Millionär” (“from rags to riches”) beschreibt diese Vorstellung ganz gut: Egal, welche Voraussetzungen eine Person mitbringt, mit Fleiß, harter Arbeit und gutem Willen soll es in Amerika für jede*n möglich sein, alles zu erreichen, was man sich vornimmt.

Der American Dream basiert also auf der Vorstellung, dass nur die Leistung eines Menschen zählt und dass seine Herkunft keinerlei Einfluss auf seine Möglichkeiten im Leben hat.

Welche Inhalte werden mit dem American Dream heute verknüpft?

Noch immer träumen viele Menschen davon, eine große Karriere zu haben und reich zu werden – heute mehr denn je, weil durch soziale Medien der Wunsch nach Materiellem weiter angestachelt wird. Der American Dream kann daher als Motivator für Menschen verstanden werden – oder als Mohrrübe, die man ihnen vor die Nase hält, damit sie sich mehr anstrengen.

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Gleichzeitig ist eine solche Argumentation – jede*r der will, kann es hier schaffen – auch eine Möglichkeit, gesellschaftliche Probleme auf die individuelle Ebene zu verlagern. Die soziale Ungleichheit in den USA ist enorm, es gibt sehr reiche und sehr arme Menschen. Haben wirklich alle Menschen dort dieselben Chancen, durch Anstrengung alles zu erreichen?

Diese Vorstellung geht zum einen davon aus, das unbeegrenzter Reichtum für alle möglich ist. Da die Ressourcen, die es auf der Erde gibt, aber begrenzt ist, sind auch Wachstum und Reichtum begrenzt. Dass es Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt, ist also ein Verteilungsproblem. Ein kleiner Teil bekommt viel, ein großer Teil bekommt sehr wenig.

Argumentiert man mit dem amerikanischen Traum, kann der Grund hierfür nur sein, dass arme Menschen sich nicht genug anstrengen oder einfach nicht reich werden wollen. Dies entspricht jedoch nicht der Lebensrealität. Es gibt sehr viele prekäre Jobs in den USA, in denen man hart arbeiten muss, aber kaum Geld verdient. Es liegt also nicht an zu wenig Arbeit, wenn man nicht erfolgreich im Leben ist.

Hinzu kommt, dass die Herkunft sehr wohl eine Rolle spielt, wenn es um die eigenen Chancen im Leben geht. Weiße Amerikaner haben es oft leichter, weil sie nicht unter Diskriminierung und Vorurteilen leiden. Die Kinder reicher Eltern erben deren Vermögen, deren Kontakte und auch Wissen darüber, wie man im Leben gut zurechtkommt. Dieselben Chancen haben Menschen also nicht. Und die Vorstellung, dass man sich nur genug anstrengen muss, um erfolgreich zu sein, kann auch dazu führen, ganze Bevölkerungsteile auszugrenzen und abzuwerten.

Welche Bücher handeln vom American Dream?

Es gibt einige Autor*innen, die sich mit dem American Dream auseinandergesetzt haben. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren entstanden viele Werke zu dem Thema. Junge Literaturschaffende erkannten die Schattenseiten des Strebens nach dem (materiellen) Glücks.

Ein sehr bekanntes Drama zum Thema ist Death of a Salesman (Tod eines Handlungsreisenden). Die Hauptfigur Willy Loman glaubt den Heilsversprechungen der amerikanischen Gesellschaft und scheitert doch daran, für seine Familie ein besseres Leben aufzubauen.

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Auch Der große Gatsby thematisiert den amerikanischen Traum, den die titelgebende Hauptfigur sich erfüllt hat – allerdings nicht (nur) durch harte Arbeit.

In welchen Filmen kommt der amerikanische Traum vor?

Im Film American Beauty versucht Lester Burnham, ein Vater in der Midlife Crisis, wirklich sein persönliches Glück zu verfolgen, wie die Unabhängigkeitserklärung es formuliert hat. Sein Weg besteht jedoch nicht aus harter Arbeit und dem Erlangen von Reichtum, sondern eher aus Verzicht auf selbige und aus Rückbesinnung auf wesentliche Werte.

Der Film The Wolf of Wall Street zeigt, was passiert, wenn jemand zu sehr an den amerikanischen Traum glaubt. Die Hauptfigur Jordan Belfort setzt alles daran, an der Börse reich zu werden. Er verkauft Tausenden von Anleger*innen Wertpapiere, die äußerst riskant sind. Er selbst wird reich, viele andere verlieren alles.

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