Das Sender-Empfänger-Modell

4.5
(2)

Das Sender-Empfänger-Modell wird in der Kommunikationswissenschaft oft dazu verwendet, um die Kommunikation zwischen zwei Personen zu beschreiben. Darauf aufbauend hat Paul Watzlawick seine Axiome zur Kommunikation veröffentlicht. Das bekannteste davon kennst du vielleicht: “Man kann nicht nicht kommunizieren”. Aber auch die vier Seiten einer Nachricht wurden aufbauend auf diesem Modell beschrieben. Darauf kommt der Teil auch noch einmal zurück, in dem beschrieben wird, wie Kommunikation gestört werden kann. Nachfolgend erfährst du alles Wichtige zum Sender-Empfänger-Modell und zur Kommunikation per se.

Was ist das Sender-Empfänger-Modell?

Mithilfe dieses Modells kann die menschliche Kommunikation relativ einfach – also modellhaft – beschrieben werden. Das geläufige Modell beschreibt sechs Komponenten:

  • den Sender,
  • den Empfänger,
  • die Codierung,
  • die Decodierung,
  • das Signal,
  • die Reaktion

Der Sender codiert eine Nachricht und sendet somit ein Signal. Das bedeutet konkret, dass der Sender, der eine Nachricht übermitteln möchte, ja immer eine Information überbringen möchte. Weil er aber nicht eins zu eins die Gedanken oder Intentionen aus seinem Kopf in den Kopf des Empfängers übertragen kann, muss er diese codieren. Dafür wandelt er seine Botschaft in Sprache, Gestik, Mimik oder Schrift um. Somit sendet er ein Signal und erhofft sich zumeist eine Reaktion vom Empfänger.

Der Empfänger wiederum muss die erhaltene Nachricht decodieren. Er muss die Botschaft sozusagen entschlüsseln. Das tut er, indem er zuhört und das Gehirn die Schallwellen in Sprache umwandelt oder indem er liest und die Nachricht so versteht. Anschließend wird vom Empfangenden eine Reaktion erwartet. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass auch keine Reaktion eine Reaktion darstellt und der Empfänger somit ein neues Signal aussendet.

Auf diese Weise kommt Kommunikation zustande.

Was macht den Sender und Empfänger aus?

Der Sender hat immer eine Intention und muss den Inhalt, den er übermitteln möchte, erst in Sprache, Körpersignale oder Schrift umwandeln, also codieren.

Der Empfänger decodiert die empfangenen Signale und interpretiert diese. Anschließend zeigt er eine Reaktion.

Ein Beispiel veranschaulicht das Sender-Empfänger-Modell etwas besser:

Tina möchte Tom mitteilen, dass er morgen an sein Pausenbrot denken soll. Dafür codiert sie die Nachricht, indem sie einen Zettel für Tom schreibt. Sie legt ihm diesen Zettel auf den Tisch und sendet somit ein Signal.

Tom erhält diesen Zettel und muss die Nachricht nun decodieren. Das tut er, indem er liest, was Tina geschrieben hat, und versteht, dass er morgen sein Brot nicht vergessen soll. Als Reaktion könnte man deuten, dass er sich bei Tina bedankt, dass er seinen Zettel einpackt und auch, dass er morgen sein Pausenbrot mitbringt und es Tina zeigt.

Wie findet Kommunikation statt?

Kommunikation kann nicht nur auf der bekannten sprachlichen Ebene stattfinden.

Bereits Säuglinge kommunizieren mit ihrem Umfeld, indem sie Laute von sich geben, ihr Gesicht verziehen oder Schreien. Aber auch Menschen, die nicht sprechen können, die nicht hören oder die schlichtweg die Sprache nicht verstehen, können kommunizieren.

Kommunikation ist also nicht nur durch Sprache möglich.

Man kann Kommunikation stattdessen in drei große Bereiche aufteilen.

Die verbale Kommunikation bedeutet das Kommunizieren über die Sprache. Sender und der Empfangende tauschen sich durch Worte aus. Diese können mündlich oder schriftlich überbracht werden.

Die paraverbale Kommunikation zählt zum Teil noch mit zur verbalen Kommunikation. Damit ist gemeint, wie etwas gesagt wird. Entscheidend sind zum Beispiel die Tonlage, das Sprechtempo oder die Lautstärke. So kann der Satz “Da vorne steht ein Kind” beim Autofahren immer anders gemeint sein, je nachdem, ob der Sender dabei schreit, flüstert oder schnell oder langsam spricht.

Abgesehen von den beiden eben genannten Kommunikationsformen gibt es noch die nonverbale Kommunikation. Dazu zählen Mimik, Gestik, Körperhaltung und Bewegung im Raum. Es macht beispielsweise große Unterschiede, ob eine Person ihrem Gegenüber in die Augen sieht, während sie spricht, ob sie sich weit wegstellt oder ob sie mit dem Rücken zum Empfangenden steht. Sie sendet jedes Mal unterschiedliche Signale.

Wichtig dabei ist, dass jede der drei Kommunikationsformen von Bedeutung ist und man stets Signale aussendet, egal ob man dies bewusst tut oder nicht. Selbst bewusstes Schweigen kann eine Form von Kommunikation sein und dem Empfangenden ein Signal übersenden.

Wie kommt es zu Störungen der Kommunikation?

Wie du dir denken kannst, ist Kommunikation sehr störungsanfällig. Die einzelnen Komponenten des Sender-Empfänger-Modells können von Störungen betroffen sein.

Der Sender kann seine Nachricht beispielsweise nicht richtig codieren, weil er etwa nicht sprechen kann und nicht weiß, wie er sich ausdrücken soll. Es kann auch sein, dass die Nachricht gar nicht beim Empfänger ankommt, weil etwa die E-Mail nicht richtig zugestellt werden kann.

Die meisten Störungen sind aber auf der Seite des Empfängers möglich. Entweder kann er die Nachricht nicht decodieren, weil er die Sprache nicht versteht, weil er sie akustisch nicht verstanden hat oder weil er etwa nicht lesen kann. Selbst Körpersprache kann falsch verstanden werden, wenn der Empfänger aus einem anderen Kulturkreis stammt. So kann ein Nicken in einem anderen Kulturkreis falsch verstanden werden.

Auch rein technische Probleme sind möglich, wenn eine E-Mail etwa nicht geöffnet werden kann oder ein Verhalten nicht im Repertoire einer Person vorkommt und sie so nicht weiß, wie sie dieses interpretieren soll. Wenn die erwartete Reaktion ausbleibt, kommt die Kommunikation zum Erliegen.

Selbst wenn die Nachricht so ankommt, wie vom Überbringer gewünscht, kann es immer noch zu Störungen in der Interpretation kommen. Hier spielen die vier Seiten einer Nachricht eine Rolle. Vielleicht hat der Sender eine ganz andere Botschaft intendiert und wollte sein Gegenüber nicht mit einer Nachricht beleidigen, dieses hat die Botschaft aber falsch aufgenommen und ist nun beleidigt.

Du siehst als: Kommunikation ist sehr komplex und störungsanfällig! Die Kommunikationswissenschaft erforscht diesen Sachverhalt genauer.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Teile diesen Beitrag!