Animal Farm (Farm der Tiere) von George Orwell

4.1
(9)

In der pessimistischen Fabel Animal Farm (dt. Farm der Tiere) wird die Geschichte einer zuerst scheinbar gelungenen aber letztlich doch scheiternden Revolution von Bauernhoftieren erzählt. Sie wurde von George Orwell im Jahre 1945 veröffentlicht und beschreibt, wie sich die unterdrückten Tiere motiviert durch Not und inspiriert von emanzipatorischen Ideen, von ihrem Peiniger, einem grausamen und trunksüchtigen Bauern, befreien, nur um schließlich unter die diktatorische Herrschaft der Schweine zu geraten. Animal Farm wird häufig als Gleichnis für die Herrschaft Stalins nach der russischen Februarrevolution gelesen, die ein Freiheitsprojekt eine grausame Diktatur verwandelte.

Inhaltliche Zusammenfassung Animal Farm

Alles beginnt eines Nachts mit einer Versammlung der Tiere der Manor Farm (dt. Herren-Farm). Diese leiden unter ihrem Besitzer, dem alkoholsüchtigen Bauern Jones, der die Tiere schlecht versorgt und hart arbeiten lässt. In der Zusammenkunft der Bauernhoftiere berichtet der Zuchteber Old Major von einem Traum, in dem die Tiere sich von den Ketten der menschlichen Unterdrückung befreien und in eine selbstbestimmte Zukunft aufbrechen.

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Obwohl der alte Major kurze Zeit später stirbt, lebt seine Vision weiter und die Schweine Schneeball (engl. Snowball), Napoleon und Squealer (dt. je nach Übersetzung Schwatzwutz oder Quiekschnauz) arbeiten die Ideen einer besseren Zukunft für die Tiere zu einer Ideologie aus, die sie Animalismus nennen.

Es vergehen einige Monate weiteren Leidens, bis es schließlich zur ersehnten Erhebung kommt. Als Bauer Jones wieder einmal die Fütterung versäumt, dringen die von Hunger gepeinigten Tiere in die Futterkammer ein. Jones’ Versuche, sie daran zu hindern, enden damit, dass er davongejagt wird. Die siegreichen Tiere zerstören daraufhin die Ketten, Peitschen und Geschirre als Werkzeuge ihrer Unterdrückung und wehren wenig später sogar einen Rückeroberungsversuch der Menschen aus dem nahen Dorf ab.

Nun ist der Bauernhof im Besitz der Tiere und wird in “Animal Farm” umbenannt. Die Grundsätze des Animalismus werden feierlich für alle ersichtlich an die Scheunenwand geschrieben. Der letzte und wichtigste Grundsatz lautet: Alle Tiere sind gleich. Obwohl die Arbeit auch auf der Farm der Tiere weiterhin hart ist und die neuen Besitzer zudem nicht im Gebrauch der Werkzeuge geschult sind, fällt die Ernte unerwartet gut aus. Die Schweine übernehmen immer offensichtlicher die Leitung des Bauernhofs und beanspruchen jetzt auch Extra-Rationen der Ernte für sich. Ihre Führung sei unentbehrlich, begründen sie diesen Schritt, da sonst Bauer Jones zurückkäme.

Im anschließenden Winter kommt es über den Plan zum Bau einer Windmühle zum Streit zwischen Schneeball und Napoleon. Der Entwurf sieht vor, die Farm der Tiere durch die Mühle zu elektrifizieren und industrialisieren. Um einer erwarteten Niederlage bei der Abstimmung über das Vorhaben zuvorzukommen, spielt Napoleon seine bisher geheimgehaltene Trumpfkarte aus und lässt Schneeball von seinen heimlich aufgezogenen Hunden vertreiben.

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Nun gestaltet Napoleon die Tierfarm nach eigenen Vorstellungen um: Die demokratische Verfasstheit der Animal Farm wird aufgehoben und das Komitee der Schweine übernimmt von nun an die Entscheidungsgewalt. Schneeball wird in Abwesenheit als Verbrecher stigmatisiert. Als die Windmühle wenig später doch gebaut wird, behauptet Napoeon, dies sei ohnehin schon immer seine Idee gewesen. Dafür müssen Handelsbeziehungen zu den Menschen aufgenommen werden, jede Kritik der anderen Tiere daran wird mithilfe der Hunde unterbunden. Auch ziehen die Schweine in das ehemalige Farmhaus von Jones um, da sie dort ungestörter zum Wohle der Tiere, wie sie behaupten, arbeiten könnten. Als ein schwerer Herbststurm die unter Baumängeln leidende Windmühle zerstört, wird dies der Sabotage Schneeballs zugeschrieben, der fortan für jede Misere auf der Farm verantwortlich gemacht wird.

Der Wiederaufbau der zerstörten Mühle fordert den Tieren noch mehr als bisher ab. Im Winter kommt es zu einer bedrückenden Futterknappheit. Als Eier für dringend benötigtes Korn verkauft werden sollen, kommt es zur Rebellion der Hennen, die aber blutig von Napoleons Hunden niedergeschlagen wird und deren Anführer trotz Tötungsverbots der Tiere untereinander hingerichtet werden. Immer mehr Grundsätze des Animalismus werden verändert. Die Schweine behaupten, es habe immer schon so geheißen.

Die Arbeitsbelastung der Tiere nimmt durch den nur schleppend vorankommenden Bau der Windmühle immer mehr zu, die reguläre Feldarbeit bleibt oft liegen. Es folgen einige schwere Winter. Zur beinahen Katastrophe kommt es, als der verschlagene Mr. Frederick die Farm der Tiere angreift und die neue Windmühle sprengt. Nur unter hohen Opfern kann dieser Angriff zurückgeschlagen werden. Trotz gegenteiliger Propaganda geht es den Tieren danach noch schlechter als zu Bauer Jones’ Zeiten. Die Umwandlung der Farm im Sinne Napoleons vollendet sich, indem dieser die Republik ausruft und sich selbst zum Staatspräsidenten wählen lässt.

Ihren traurigen Höhepunkt findet die Geschichte im Tod des fleißigen Arbeitspferdes Boxer, das bei einem Unfall schwer verletzt wird. Obwohl sich unter anderem der Esel Benjamin fürsorglich um das kranke Pferd kümmert, kann auch dieser nicht verhindern, dass die Schweine den als Arbeitskraft nutzlosen Boxer unter den Vorwand, ihn in die Stadt zu einem Tierarzt zu bringen, an die Tierkörperverwertung verkaufen. Die Zustände auf dem Tierhof sind von nun an fest zementiert, die Jahre gehen ins Land, und viele der damaligen Revolutionäre sind längst nicht mehr am Leben. Die Handelsbeziehungen mit den Menschen haben sich verstetigt, die endlich fertiggestellte Windmühle dient lediglich zum Mahlen von Korn. Die erhoffte Elektrifizierung wird mit dem Bau einer zweiten Mühle in Aussicht gestellt. Als die Schweine schließlich anfangen, auf zwei Beinen zu gehen und Kleidung zu tragen, ist die Umgestaltung der ursprünglichen Lehre des Animalismus endgültig abgeschlossen, dessen einziger Lehrsatz nurmehr lautet: Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.

Die Schlussszene beschreibt den Besuch der ehemals verhassten Menschen auf der Animal Farm, von denen sich vor allem Mr Pilkington beeindruckt von den Leistungen des Tierhofs zeigt. Die Eintracht zerbricht allerdings rasch, als Napoleon und Pilkington über ein Kartenspiel in Streit geraten. Den restlichen, zu Zuschauern verurteilten Tieren ist es da aber schon kaum mehr möglich, überhaupt zu unterscheiden, wer Mensch und wer Schwein ist.

Die wichtigsten Figuren in Farm der Tiere

Entsprechend einer historischen Lesart lassen sich wichtige Figuren auf der Tierfarm mit historischen Personen in Verbindung bringen. Wichtig ist dabei, die einzelnen Charaktere aus Animal Farm nicht in einer kompletten Entsprechung zu den historischen Personen zu sehen, sondern die Tiere mehr als Sinnbilder einzelner Aspekte der geschichtlichen Vorbilder zu deuten.

Old Major

Der alte Eber steht in seiner Funktion des sozialen Visionärs einerseits für Karl Marx, dem Begründer der kommunistischen Philosophie, die von der Befreiung der unterdrückten Klassen handelt, als auch für Lenin, der diese Utopie für die Sowjetunion tatsächlich in Aussicht stellte. Wie Marx und Lenin von der kommunistischen Weltrevolution ausgingen, so prophezeit auch Old Major eine künftige Welt ohne Unterdrückung und Knechtschaft.

Napoleon

Offensichtliche Parallelen weist Napoleon zu Josef Stalin auf. Ähnlich wie der sowjetische Diktator erringt das rücksichtslose Schwein seine Macht über die Farm der Tiere durch den Aufbau eines Gewaltapparates, Verdrehung der Tatsachen und der Propaganda seines treuen Gehilfen Squealer.

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Schneeball

Snowball symbolisiert mit seinem Vorhaben, die Farm der Tiere mit Strom zu versorgen, einerseits ebenfalls wie Old Major einen Aspekt Lenins, der die Elektrifizierung der Sowjets (der Gemeinden) als eines der obersten Ziele seiner Politik verstand, andererseits weist er auch auf Leo Trotzki hin, indem Schneeball zuerst gemeinsam mit Napoleon den Aufstand anführt und später von diesem verjagt wird. Ein ähnliches Schicksal erfuhr Trotzki durch Stalin und wurde, wie Schneeball von Napoleon, später als Verursacher allen Übels in die Propaganda eingebaut.

Bauer Jones

Farmer Jones verkörpert mit seiner Inkompetenz und Zügellosigkeit das russische Kaiserreich mit dem Zaren und russischem Hochadel an der Spitze. Schonungslos wird die Farm ausgebeutet und vollkommen unfähig verwaltet. Die Vertreibung und unerwartet leichte Abwendung des Gegenangriffes von Jones hat seine Parallelen in dem überraschend raschen Zusammenbruch der zaristischen Herrschaft.

Mr. Frederick und Mr. Pilkington

Diese beiden Menschen personifizieren die faschistischen bzw. kapitalistischen Westmächte. Frederick steht mit seiner kleinen aber effizient geführten Knickerfeld-Farm für das damalige Deutsche Reich. Sein Angriff auf die Animal Farm kann nur unter großen Mühen zurückgeschlagen werden. Mr. Pilkington kann als Sinnbild für die USA gesehen werden. Der beim Kartenspiel mit Napoleon aufkommende Streit ist als Beginn des Kalten Krieges zu verstehen.

Boxer

Das kraftstrotzende und am Ende doch gebrochene Arbeitspferd Boxer stellt primär nicht Aspekte einer Einzelperson dar, sondern steht für die Arbeiterklasse des Zarenreiches und der späteren Sowjetunion. Im hingebungsvollen Vertrauen in Staat und Partei lässt er sich bereitwillig ausbeuten und schafft es durch seine Kraftanstrengungen, tatsächlich einiges von der Inkompetenz der Führung abzufedern. Ohne den gutgläubigen Boxer wäre die Farm der Tiere sicherlich schnell gescheitert. Seine Opfer werden allerdings nicht belohnt, noch aus seinem Tod schaffen es die Schweine, einen Vorteil für sich zu schlagen. Daran kann auch der Esel Benjamin nichts ändern, obwohl dieser mit seiner Intelligenz die Machenschaften der Schweine längst durchschaut hat.

Themen und Aussagen

Die Farm der Tiere wird oft als Parabel auf den an der stalinistischen Diktatur gescheiterten Sozialismus gelesen. Orwell greift hier auch schon einige Motive auf, die er wenig später in seinem berühmten Roman 1984 weiter ausbauen wird: die Manipulation von Erinnerung und Wahrheit, Verschwörungstheorien und die totalitäre Herrschaft einer Partei.

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Ideologie und Propaganda

Gemeinsam mit diesen zeichnet sich Napoleon für die absolute Pervertierung der Lehre des Animalismus verantwortlich, die schließlich in ihr genaues Gegenteil verkehrt wird. Stalins Auslegung der marxistischen Lehren hatte auch nur noch wenig mit Befreiung und Emanzipation zu tun. Die Brüche zwischen dem tatsächlichen Geschehen und der Propaganda werden durch Lügen und Manipulation der Wahrnehmung überbrückt. Für alles Übel, dass aufgrund von Fehlplanung, Misswirtschaft und Ausbeutung entsteht, wird Schneeball verantwortlich gemacht. Bei Veränderungen an der Lehre des Animalismus wird so getan, als habe es schon immer so geheißen. Und als entdeckt wird, dass Boxer nicht im Wagen des Tierarztes, sondern der Tierkörperverwertung landet, wird dies als reines Missverständnis abgetan.

Elektrifizierung und Industrialisierung

Das immer wieder zurückgeworfene und an Baupfusch beinahe scheiternde Projekt der Windmühle in Animal Farm zeichnet den Umbau der Sowjetunion vom Agrar- zu einem Industriestaat nach. Auch diese Mammutaufgabe, ein technisch rückständiges Land in eine hochindustrialisierte Großmacht zu transformieren, war von Planungsmängeln, Unfällen und brutalen Arbeitsbedingungen bestimmt.

Weitere Infos zum Buch

Die vermutlich bekannteste Verfilmung der Fabel ist vermutlich der 1954 entstandene Zeichentrickfilm Aufstand der Tiere (original Animal Farm) von John Halas und Joy Batchelor. In dieser vom US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA mitfinanzierten Umsetzung ist ein durch den Kalten Krieg bedingter stark antikommunistischer Einschlag zu erkennen, der sich so in Orwells Werk nicht findet. Orwell ging es vielmehr um den Verrat der sozialistischen Ideale durch den Stalinismus. In den Staaten des sogenannten Ostblocks (Sowjetunion, DDR ua.) stand Animal Farm auf der Liste der verboten Bücher.

Über den Autor

George Orwell wurde 1903 in Indien geboren, war von 1921 bis 1927 als Beamter der britischen Kolonialpolizei beschäftigt und nahm 1936 auf republikanischer / sozialistischer Seite am spanischen Bürgerkrieg teil. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erlebte er nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien, sein bekanntestes Werk neben Farm der Tiere ist der dystopische Roman 1984 (engl. Nineteen Eighty-Four). Orwell erlag 1950 einer vermutlich bereits seit seiner Jugend bestehenden Tuberkulose.

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