Heinrich Mann

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Heinrich Mann war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Publizist und Essayist, der 1871 als Sohn einer großbürgerlichen Lübecker Kaufmannsfamilie geboren wurde. Er starb mit 79 Jahren als Exilant in den USA. Er war der ältere Bruder des Literatur-Nobelpreis-Trägers Thomas Mann. Zeit seines Lebens war er nicht nur literarisch, sondern auch politisch aktiv. Er schrieb zwei satirische Romane, in denen sich die gesellschaftliche Situation des wilhelminischen Deutschland spiegelte. Im französischen Exil war er überwiegend journalistisch tätig, schrieb zahlreiche Beiträge für Exil-Zeitschriften und wurde somit zu einer intellektuellen Leitfigur der anti-nazistischen Emigranten-Szene.

Heinrich Manns Leben

Kindheit, Jugend und erste schriftstellerische Tätigkeit

Heinrich Mann wurde am 27.März 1871 als Sohn des Speditionskaufmannes und späteren Senators für Wirtschaft und Finanzen des Stadtstaates Lübeck Heinrich Mann und seiner Frau Julia, geborene Bruhns, geboren. Mit 18 Jahren verließ er vorzeitig das Gymnasium und begann eine Buchhändlerlehre. Nach einem Volontariat beim S.Fischer Verlag begann seine Tätigkeit als freier Schriftsteller. 1893 zog er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach München. Ein Jahr später erschien sein erster Roman, den seine Mutter finanziert hatte: In einer Familie. Schon als junger Mann war er oft krank und verbrachte wegen Lungenbluten einige Zeit in Sanatorien.

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Mit dem Roman Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen, der 1931 vom Regisseur Joseph Sternberg mit Marlene Dietrich und Emil Jannings unter dem Titel Der Blaue Engel verfilmt wurde, etablierte sich Heinrich Mann 1905 als prominenter Autor. 1914 heiratete er die Schauspielerin Maria Kanova und bekam mit ihr eine Tochter, Leonie Mann. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs protestierte er öffentlich gegen die um sich greifende Kriegsbegeisterung. Aus diesem Grund zerstritt sich für sieben Jahre mit seinem Bruder Thomas. 1928 trennte er sich von seiner Frau Maria und zog nach Berlin.

Politisches Engagement und Exil

1932 unterzeichnete er gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein Aufrufe, die die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) aufforderten, sich in einer “Aktionseinheit” gegen die Nationalsozialisten zu verbünden.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahr 1933 wurde Heinrich Mann von den Nationalsozialisten aus der Akademie der Künste ausgeschlossen und emigrierte daraufhin nach Frankreich. Im gleichen Jahr wurde ihm als einem der ersten deutschen Schriftsteller die deutsche Staatszugehörigkeit aberkannt. Von 1933 bis 1940 lebte Heinrich Mann in Nizza, 1936 wurde er tschechoslowakischer Staatsbürger.

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1936 heiratete er Nelly Kröger, während zeitgleich seine erste Frau ins Konzentrationslager deportiert wurde. Nachdem Frankreich von den Deutschen militärisch besiegt worden war, verließ er 1940 das Land. Zusammen mit seiner Frau, seinem Neffen Golo Mann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und dessen Frau Alma Mahler-Werfel floh er über die Pyrenäen nach Spanien und weiter bis nach Lissabon. Von dort aus emigrierte er mit dem Schiff in die USA. 1944 nahm sich seine Frau Nelly das Leben. Am 11. März 1950 starb Heinrich Mann in Santa Monica. Er hatte sich in Amerika nie heimisch gefühlt und war in seinen letzten Lebensjahren zunehmend vereinsamt.

Die Themen seiner Werke

Heinrich Mann war ein politischer Autor mit gesellschaftskritischer und antifaschistischer Intention. Zunächst kritisierte er die gesellschaftlichen Bedingungen der deutschen Monarchie. Seine Frühwerke, beeinflusst vom französischen Roman des 19. Jahrhunderts, waren bissige Satiren auf die bürgerliche Scheinmoral. Er analysierte die autoritären Strukturen des Deutschen Kaiserreichs. Friedrich Nietzsche und Gabriele d’Annunzio hatten starken Einfluss auf sein Werk.

In der Zeit der Weimarer Republik trat er als Fürsprecher der noch jungen, instabilen Demokratie auf. So bemühte er ich um deren Erhalt. In den Jahren der Emigration, in denen er vornehmlich journalistisch arbeitete, engagierte er sich in zahlreichen Streitschriften gegen den Unrechtsstaat der Nationalsozialisten und wurde zu einem der wichtigsten Wortführer gegen das Hitler-Regime. Er übernahm den Ehrenvorsitz des neugegründeten Verbundes zum Schutz der deutschen Schriftsteller im Exil (SDS), die Präsidentschaft der Deutschen Freiheitsbibliothek und initiierte den Ausschuss zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront, den sogenannten Lutetia-Kreis. Ganz allgemein präsentierte er sich in seinem Werk als Anhänger der Demokratie und als Gegner der Monarchie, des Krieges und des Nationalsozialismus.

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Heinrich Manns Werk

Heinrich Manns erster Roman In einer Familie (1894), der noch sehr aus der Innenperspektive geschrieben war, fand seinen formalen Gegenentwurf im Roman Im Schlaraffenland. Ein Roman unter freien Leuten. (1900), in dem er die gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit kritisch reflektierte. Seine beiden wichtigsten Romane sind Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen aus dem Jahr 1905 und Der Untertan. Letzterer erschien 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs.

Aber auch seine journalistischen Arbeiten sind für sein Werk von Bedeutung. Im Essay Zola (1915) erklärt er sich wider die allgemeine Kriegs-Euphorie zum Pazifisten. Dieser Essay führte zu einem weltanschaulichen Konflikt und einem vorübergehenden Zerwürfnis zwischen ihm und seinem Bruder Thomas. Unter seinen zahlreichen politischen Streitschriften, die er für die Exil-Zeitschriften Die Neue Weltbühne und Die Sammlung schrieb, sind vor allem Der Hass und Der Sinn dieser Emigration hervorzuheben, die er 1933/34 nach Beginn seines französischen Exils schrieb. 1949 erschien sein letzter Roman, Der Atem. Wenige Wochen vor seiner Rückkehr nach Berlin, wo ihm die neu gegründete DDR das Amt des Präsidenten der Akademie der Künste angetragen hatte, starb Heinrich Mann mit 78 Jahren im amerikanischen Exil.

Bildnachweis: By Bundesarchiv, Bild 183-R98911 / o.Ang. / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Link

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