Der Schimmelreiter (Theodor Storm)

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Theodor Storms bekanntestes Werk, die Novelle Der Schimmelreiter, beschreibt die Geschichte um das Leben von Hauke Haien. In dem Werk nimmt der Schulmeister eines Dorfes die Position des Erzählers ein, der einem Reiter in einem Wirtshaus die Geschichte erzählt. In der Erzählung um Hauke Haien spielen die Deiche Nordfrieslands eine große Rolle.

Inhaltliche Zusammenfassung Der Schimmelreiter

Der Beginn der Novelle ist die Erinnerung des Erzählers an eine Geschichte, die er einst im Hause seiner Urgroßmutter gelesen hat. In dieser Geschichte befindet sich der zweite Erzähler auf einer Reise entlang der Küste Nordfrieslands. Während dieser Reise begegnet ihm ein mysteriöser Reiter auf einem Schimmel begegnet, der, so scheint es, in das Meer reitet. Der zweite Erzähler schildert das Erlebte dann in einem Wirtshaus an seinem Weg. Als Erklärung erzählt der ehemalige Schulmeister als dritter Erzähler die Geschichte von Hauke Haien.

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Hauke Haien ist der Sohn eines Bauern und Landvermessers aus Nordfriesland und schon als Kind aufgrund seines Wissensdursts, seiner Vorliebe für Mathematik und Geometrie und seiner Verschlossenheit ein Außenseiter. Er liebt es, die auf die Deiche prallenden Wellen zu beobachten und daraufhin selbst Modelle für bessere Deiche zu entwerfen. Nichts kann ihn von den Deichen fernhalten, weder das Wetter noch die Geister, die er im Watt zu sehen scheint. Daraufhin unterbricht der Schulmeister seine Erzählung, weil einige Gäste glauben, den Schimmelreiter am Fenster zu sehen.

Als Hauke 18 Jahre alt wird, tritt er in den Dienst des gutmütigen Deichgrafen Tede Volkers, dessen Kleinknecht er von nun an ist. Hauke und die gleichaltrige Tochter Volkers, Elke, empfinden eine gegenseitige Anziehung. Sie ist es auch, die Hauke vor dem eifersüchtigen Ole Peters, dem Großknecht, in Schutz nimmt. Aufgrund seiner guten Auffassungsgabe und seines großen Wissens findet Hauke immer wieder Missstände bei den Deichen und fängt an, sich auch mit Verwaltungsaufgaben zu befassen. Damit zieht er jedoch auch immer mehr die Missgunst anderer auf sich, ein Umstand, der von Ole Peters zusätzlich angestachelt wird. Im dritten Dienstjahr schafft es Hauke, mit der Hilfe Elkes eine Wette gegen Ole für sich zu entscheiden. Anschließend bekennt sich Elke zu Hauke bei einem Ball.

Da er nun offiziell zu Elke gehört, besorgt Hauke einen Verlobungsring für sie. Außerdem erbt er von seinem Vater ein kleines Vermögen, mit welchem er nun in der Lage ist, das Deichgrafenamt zu übernehmen. Hauke arbeitet jedoch erstmal weiterhin für den bisherigen Deichgrafen und unterstützt ihn bei Verwaltungsaufgaben. Im Jahr darauf übergibt er den Verlobungsring auf einer Dorfhochzeit an Elke, die jedoch die Zeit noch nicht als reif sieht, diesen auch zu tragen. Dann stirbt der Deichgraf und Elke bekommt während des Leichenessens die Pläne des Oberdeichgrafen für seinen Ersatz mit. Sie erzählt ihm von ihrer Verlobung mit Hauke, der daraufhin dank seines Wissens und dem nötigen Besitz selbst zum neuen Deichgrafen ernannt wird. An dieser Stelle unterbricht der Erzähler wieder, da der Schimmelreiter erneut am Fenster erscheint.

Als Deichgraf arbeitet Hauke hart an der Verbesserung der Deiche und fordert dabei auch viel von der Bevölkerung, deren Unmut gegen ihn stätig wächst. Als Hauke einen abgemagerten Pferdeschimmel adoptiert, glauben einige der Bewohner, dass dieser ein auferstandenes Pferdegerippe aus dem Watt ist.

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Hauke plant einen neuen, schwer zu errichtenden Damm und schürt damit weiter Unmut unter den Bauern. In der gleichen Zeit bringt Elke ihre gemeinsame Tochter Wiebke zur Welt, welche nur knapp überlebt und eine geistige Behinderung hat. Die Dorfbewohner werfen Hauke fehlende Furcht vor Gott vor und verlieren auch den letzten Respekt für ihn, als er sich weigert an der Schnittstelle zweier Deiche einen Hund lebendig zu begraben, obwohl dies eine alter Aberglauben und regionaler Brauch ist.

Hauke entdeckt im Frühjahr eine Schwachstelle im Deich, ist jedoch zu schwach, um sich gegen die Dorfbewohner durchzusetzen und so wird der Deich nur oberflächlich repariert. Vor Allerheiligen breitet sich ein gewaltiger Sturm aus und als Hauke auf seinem Schimmel zum Deich reitet, sieht er die Bauern, die auf den Befehl Ole Peters hin den neuen Deich durchstechen. Daraufhin bricht der alte Deich und das Dorf wird überflutet. Dabei gehen Elke und Wiebke in den Fluten unter. Als Hauke das sieht, reitet er auf seinem Schimmel ins Meer.

Zum Ende der Erzählung lobt der Erzähler den Hauke-Haien-Deich und der Reisende reitet am nächsten Tag darüber.

Die wichtigsten Figuren in Der Schimmelreiter

Hauke Haien

Hauke Haien ist die Hauptfigur der Novelle und ein zwiespältiger Charakter. Er ist ein Einzelgänger, wortkarg, intelligent, fleißig und verbringt seine Zeit am liebsten am Deich. Jedoch kommt gelegentlich auch seine zweite Seite zum Vorschein, die durch Aggression, Rücksichtslosigkeit, Hass und Gleichgültigkeit geprägt ist. Er fühlt sich selbst meist anderen überlegen und zeigt dies auch gerne.

Elke Volkerts

Elke ist die Tochter des alten Deichgrafen und fühlt sich zu Hauke hingezogen, sobald dieser seine Arbeit mit ihrem Vater beginnt. Sie ist hübsch und liebevoll und steht Hauke stets treu zur Seite, sei es, um ihn zu verteidigen oder ihm zu helfen, selbst Deichgraf zu werden. Gemeinsam mit Hauke hat sie eine Tochter, die geistig behindert ist.

Ole Peters

Ole Peters ist der Großknecht des Deichgrafen und wird als simpler und grobschlächtiger Mann dargestellt. Er spielt sich gerne als Chef auf und kann Hauke nicht leiden, weshalb er unter anderem die Dorfbewohner gegen ihn aufstachelt. Er heiratet Vollina Harders, wodurch er auch selbst zu Besitz und Reichtum kommt.

Themen und Aussagen

Aberglauben

Ein großes Motiv und wichtiges Thema in Der Schimmelreiter ist der Aberglauben. Verschiedene regionale Aberglauben tauchen immer wieder in dem Buch auf und am Ende kehren sich die Dorfbewohner wegen seines Bruches mit der Tradition endgültig gegen Hauke. Die Bauern folgen ihrem Aberglauben blind und führen sich selbst damit ins Verderben.

Deichbau

Der Deichbau ist ein weiteres elementares Thema in Der Schimmelreiter. Die Handlung ist vorwiegend um den Bau und die Funktion der Deiche aufgebaut. Die Hauptfigur hat bereits seit dem Kindesalter eine große Begeisterung für diese. Am Ende bricht ein alter Deich und besiegelt das Ende des Dorfes.

Der Deichbau ist dabei in Gegensatz zum Aberglauben zu sehen. Hier werden Wissenschaft und menschliche Kreativität eingesetzt, um sich gegen die Elemente zu schützen. Insofern steht der Deichbau auch als Symbol für ein anderes Weltbild.

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Liebe und Hass

Das Element von Liebe und Hass, ihrer Paarigkeit und ihren Gegensätzen kommt in Der Schimmelreiter immer wieder zum Ausdruck. Hauke Haien als Hauptfigur liebt sein Kind mit Elke, hasst aber den Großknecht Ole Peters. Er kümmert sich außerdem liebevoll  um den Schimmel, während er das Dorf gegen sich aufgebracht sieht.

Weitere Infos zur Novelle

Die Novelle Der Schimmelreiter zählt zu Theodor Storms Spätwerk. Sie wurde im Jahre 1888 erstmals in der Zeitschrift „Deutsche Rundschau“ veröffentlicht. Kurz nach der Veröffentlichung der Erzählung starb Theodor Storm. Der Schimmelreiter ist in die Literaturepoche des Realismus einzuordnen. Insgesamt gibt es drei Verfilmungen des Werkes aus den Jahren 1934, 1977 und 1984.

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Über den Autor

Theodor Storm wurde am 14.09.1817 in Husum an der Nordsee geboren und verstarb am 04.07.1888 in Hademarschen. Sein Vater war Justizrat und auch er selbst studierte später Jura, um als Richter und Rechtsanwalt zu arbeiten. Als Schriftsteller verfasste er Novellen und Prosa der Literaturepoche des deutschen Realismus. Seine Werke brachten dabei häufig seine regionale Verbindung zum Ausdruck und hatten norddeutsche Motive, wie auch in Der Schimmelreiter.

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