Samuel Beckett

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Samuel Beckett war ein irischer Schriftsteller, der seine Werke zum Teil auf Englisch, später auf Französisch verfasste und meist selbst übersetzte. Den Großteil seines Lebens verbrachte Beckett in Frankreich, wo er seit 1937 bis zu seinem Tod lebte. Beckett gilt neben Eugène Ionesco als wichtigster Autor des Absurden Theaters.

Leben

Samuel Barclay Beckett wurde am 13. April 1906 in Dublin geboren. Er entstammte einer wohlangesehenen Familie des irischen Großbürgertums und wuchs auf deren Landsitz bei Foxrock auf. Seine Familie gehörte zur seinerzeit privilegierten protestantischen Minderheit im vorwiegend katholischen Irland, das sich 1921 nach einem dreijährigen Unabhängigkeitskrieg vom protestantischen England lossagen konnte.

Schon im Kindergarten lernte Beckett Französisch. Seine Eltern förderten seine musischen und sportlichen Talente. Er besuchte die Portora Royal School, wo auch der irische Schriftsteller Oscar Wilde zur Schule gegangen war. Im Anschluss begann Beckett ein Studium der Fächer Französisch und Italienisch am Dubliner Trinity College.

Mehrfach wurde Beckett für seine hervorragenden akademischen Leistungen ausgezeichnet. In den Auswahlmannschaften des Trinity College spielte er Cricket und Rugby. Schon während seiner Studienzeit bereiste er Italien und Frankreich. 1927 beendete er sein Studium mit einem Bachelor-Abschluss und begann, als Englischlehrer an der Pariser École normale supérieure zu arbeiten. Dort lernte er die französische Literatenszene rund um Paul Valéry kennen, in der auch sein Landsmann, der 24 Jahre ältere James Joyce verkehrte und schrieb erste eigene Gedichte.

Als Assistent für das Fach Französisch kehrte Samuel Beckett 1930 nach Dublin zurück, ließ sich aber auch nach dem Tod des Vaters nicht dauerhaft dort nieder. Unterstützt von seiner Mutter zog er nach London und versuchte von dort, sich eine Existenz als Schriftsteller aufzubauen. Hier entstand 1934 sein erster Roman „Murphy“, für den Beckett aber keinen Verleger finden konnte. Zeitgleich beschäftigte er sich mit den von C.G.Jung entwickelten psychoanalytischen Techniken und unterzog sich selber einer Psychoanalyse.

Von London aus besuchte Samuel Beckett auf Reisen Hamburg, Berlin, Dresden und München, wo er sich mit Werken der deutschen Kunst, Literatur und Philosophie beschäftigte und Zugang zur bereits stark durch die Nationalsozialisten reglementierten modernen Kunstszene fand.

1937 kehrte Beckett nach Paris zurück. Dort griff ihn ein Zuhälter unvermittelt mit einem Messer an und fügte ihm schwere Verletzungen an der Lunge zu. Während seines Genesungsaufenthalts im Krankenhaus lernte Beckett seine zukünftige Frau, die Pianistin Suzanne Dechevaux-Dumesnail, kennen. Gemeinsam mit ihr ließ sich Beckett endgültig in Paris nieder, wo die beiden 1961 heirateten.

Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich Samuel Beckett bis 1942 aktiv am Widerstand gegen die Nazis. Nachdem Mitglieder seiner Gruppe „Gloria SMH“ 1942 verraten und von der Gestapo verhaftet worden waren, verließ er Paris und arbeitete inkognito mit seiner Lebensgefährtin Suzanne als Erntehelfer in Südfrankreich. Dort entstand der Roman „Watt“. 1944 kehrte Samuel Beckett nach Paris zurück.

Seine Partnerin Suzanne Deschevaux-Dumesnil vermittelte ab 1945 eine langjährige Zusammenarbeit mit Jérôme Lindon, dem Verleger der Éditions de Minuit. 1948 entstand „Warten auf Godot“. Fünf Jahre fand sich keine Bühne, die das Stück aufführen wollte. Erst 1953 wurde das Stück am Théâtre de Babylone inszeniert. Nach dem verspäteten Erfolg von „Warten auf Godot“ fanden Publikum und Kritiker nun Interesse an Becketts anderen Werken. Beckett schrieb Hörspiele für das Radio und ab 1964 auch Stücke für Film und Fernsehen.

Mit dem Ende der 1980er Jahre zog sich Samuel Beckett vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und lebte bis zu seinem Lebensende sehr zurückgezogen. Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau Suzanne starb er am 22.Dezember 1989 in Paris. Dort wurde Samuel Beckett auf dem Pariser Cimetière du Montparnasse beigesetzt.

Themen der Werke

Samuel Beckett pflegte zwar den Austausch mit anderen Künstlern, galt aber als wortkarger Mensch.

Er sprach fast ausschließlich durch seine Werke, und vermied es, Interviews zu geben.

Samuel Beckett lebte nach der Überzeugung, für Künstler sei es zwangsläufig, ihrer Umwelt fremd zu bleiben und zurückgezogen in selbst gewählter Einsamkeit zu leben.

Becketts literarischen Figuren sind oft heimatlose, vagabundierenden Sonderlinge wie die clownesken Landstreicher Estragon und Wladimir in „Warten auf Godot“ oder der arbeitslose Ire Murphy, der seine Heimat zurückgelassen hat und in einer fremden Stadt lebt. Auch in Gesellschaft mit anderen bleiben sie immer isoliert.

Mit den Mitteln der Sprache gelingt es den Figuren nicht, eine sinnvolle Verständigung miteinander aufzubauen. Sie interagieren zwar räumlich und sprechen mitunter auch im Wechsel, dann aber scheinbar aneinander vorbei. Oft halten sie lange Monologe, in denen sie die von ihnen empfundene Langeweile und erlebte Stagnation thematisieren.

Viele Figuren Becketts sind körperlich fragmentiert. Sie können sich nur eingeschränkt bewegen. Wie Gefangene werden sie vor einem extrem karg gehaltenen Bühnenbild präsentiert, das ihnen räumlich kaum Handlungsspielräume lässt.

Winnie, eine der weiblichen Hauptpersonen aus dem Theaterstück „Glückliche Tage“ steckt bis zur Hüfte in einem Erdhügel fest. Hamm, eine der Hauptfiguren aus „Endspiel“ ist blind und an den Rollstuhl gefesselt. Seine Eltern stecken bis zur Körpermitte bewegungslos in Ascheneimern, die wie Urnen anmuten und in die sie als beinlose, lebende Tote gefesselt sind. In „Murphy“ meditiert der Protagonist tagelang ohne seinen Schaukelstuhl zu verlassen, um seinen Geist vom Körper loszusagen.

Beckett erzeugt damit bewusst eine Atmosphäre emotionaler Kälte und zeigt szenische Bilder von Bewegungslosigkeit und Monotonie.

Beispielhaft für die Endlosschleife, in die sich die Figuren der beckettschen Dramen befinden, steht die Verwendung des bekannten Scherzliedes „Ein Hund kam in die Küche“, das zu Beginn des zweiten Aktes von „Warten auf Godot“ zitiert wird. Beckett hatte das Lied in Deutschland bei einem einer seiner Besuche gehört und lässt es die Hauptfigur Wladimir anstimmen. Gefangen in einem unendlichen Zirkel und unablässigen Wiederholungen wird das „Warten auf Godot“ für die Figuren zum Selbstzweck und zum Inbegriff der Sinnlosigkeit.

Becketts Theaterstücke gelten als beispielhaft für das sogenannte „Absurde Theater“, das die vom klassischen Drama geforderte Einheit von Zeit, Ort und Handlung auflöst und durch eine lose Abfolge von Szenen ersetzt.

Der Theaterwissenschaftler Martin Esslin hatte den Begriff 1961 in seiner gleichnamigen Monografie verwendet. Er beschreibt damit experimentelle Theaterstücke, die als exemplarische Darstellungen philosophischer Positionen des Existenzialismus verstanden werden können. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Sinnhaftigkeit des menschlichen Lebens infrage stellen und von seiner Absurdität ausgehen. Albert Camus hatte als Sinnbild für die Lebensaufgabe einer als absurd empfundenen Existenz im „Mythos des Sisyphos“ (1942) das Bild des ewig von Sisyphos einen Berg hinauf zu wälzenden Felsblocks gewählt, der stets aufs Neue hinabrollt.

Werke

Romane

  • Murphy
  • Watt
  • Molloy
  • Malone stirbt
  • Der Namenlose

Theaterstücke

  • Warten auf Godot
  • Endspiel
  • Glückliche Tage
  • Spiel

Auszeichnungen

Für seine Verdienste im Widerstand während der Besatzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten wurde Samuel Beckett 1945 vom späteren französischen Staatspräsidenten General Charles de Gaulle mit dem Croix de Guerre für Tapferkeit ausgezeichnet.

1961 wurde Beckett der internationale Literaturpreis „Prix international de littérature” für seine Trilogie „Molloy“, „Malone stirbt“ und „Der Namenlose“ verliehen.

Mehrfach wurde ihm der renommierte Theaterpreis „Obie Award“ für Off-Broadway-Theaterstücke der New Yorker Zeitschrift The Village Voice zugesprochen. 1968 ernannte ihn die American Academy of Arts and Sciences zum Ehrenmitglied.

1969 gewann Beckett den Nobelpreis für Literatur, dessen Verleihungszeremonie er aber nicht beiwohnte.

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