Wolfgang Borchert

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Der Hamburger Schriftsteller Wolfgang Borchert wurde nur 26 Jahre alt. Er schrieb hauptsächlich Gedichte, bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Zwei Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam er schwer erkrankt in seine Heimatstadt zurück. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit war er noch sehr produktiv. Er schrieb wieder Lyrik und jetzt auch verstärkt Prosa. 1946 verfasste er das Heimkehrerdrama Draußen vor der Tür. Die Uraufführung des Antikriegsstückes in den Hamburger Kammerspielen konnte er nicht mehr persönlich erleben. Er starb einen Tag vorher am 20. November 1947 in Basel an den Folgen seiner Verletzungen und chronischen Erkrankungen.

Wichtige Lebensstationen

Jugend und junges Erwachsenenalter

Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Er war der Sohn des Lehrers Fritz und der Schriftstellerin Hertha Borchert. Er wuchs als Einzelkind auf. Durch seine kulturell interessierte Familie kam er von frühester Kindheit an mit Literatur und Theater in Berührung. Bereits als junger Mensch verfasste er erste literarische Texte. Mit siebzehn Jahren wurden seine ersten Gedichte im Hamburger Anzeiger veröffentlicht. Mit achtzehn schrieb Borchert gemeinsam mit einem Freund das Theaterstück Käse. Es ist eine Parodie auf Adolf Hitler und den Nationalsozialismus.

Nach der Oberrealschule begann er 1939 eine Lehre als Buchhändler. Seine große Leidenschaft war allerdings die Schauspielerei. So nahm er neben seiner Ausbildung privaten Unterricht bei dem Schauspieler und Theaterleiter Helmuth Gmelin. 1940 wurde er wegen Verherrlichung von Homosexualiät von der Gestapo festgenommen und eine ganze Nacht lang verhört. Auch ein Verhältnis mit einem Mann wurde ihm gerüchteweise nachgesagt. Wolfgang Borchert ließ sich davon nicht abschrecken, auch weiterhin politische Literatur zu verfassen. Aus einem Brief an seine Jugendfreundin Ruth Hager geht hervor, dass er sich bewusst war, von der Gestapo abgehört zu werden.




1941 bestand Wolfgang Borchert die Schauspielerprüfung vor der Reichstheaterkammer. Er bekam ein Engagement an der Landesbühne in Lüneburg, wo er eine Liebesbeziehung mit der Schauspielerin Heidi Boyes einging. Bereits nach ein paar Monaten musste er im Juni 1941 sein Engagement bei dem kleinen Tourneetheater wieder abbrechen und seinen Lebenstraum erst einmal aufgeben.

Militärdienst

Borchert wurde als Soldat zum Militärdienst eingezogen und kam während des Zweiten Weltkriegs an die Ostfront. Durch eine Schussverletzung verlor er einen Finger. Ihm wurde der Prozess gemacht, weil vermutet wurde, er habe sich die Verletzung selbst zugeführt. Trotz dieser schlechten Erfahrungen beim Militär unterdrückte er seine politische Haltung auch jetzt nicht. Zweimal wurde der kritische Geist Wolfgang Borchert wegen staatsfeindlicher Äußerungen und Zersetzung der Wehrkraft verurteilt.

Bei seinem letzten Einsatz an der Front kam er 1945 in französische Gefangenschaft. Er konnte fliehen und es gelang ihm, den langen Weg von 600 Kilometern zu Fuß nach Hamburg zu wandern. Am 10. Mai traf er schwer erkrankt in seiner Heimatstadt ein. Einige Monate musste der Schriftsteller nun im Krankenhaus verbringen, er wurde aber nicht endgültig geheilt.

Wolfgang Borchert konnte nur für kurze Zeit wieder fürs Kabarett und im Theater arbeiten, bis ihn die Spätfolgen seiner chronischen Infektionen und Erkrankungen erneut ans Krankenbett fesselten. Sein Gesundheitszustand sollte sich nicht wieder verbessern. Er wurde aber schriftstellerisch noch einmal sehr aktiv. Bisher hatte er fast nur Gedichte geschrieben, nun verfasste der Autor auch viele Prosastücke wie seine Erzählung Die Hundeblume und die Kurzgeschichte Die Küchenuhr. Der junge Borchert wurde einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Trümmerliteratur.

Die Verlorenheit nach den schrecklichen Kriegserlebnissen schilderte er besonders eindrücklich in seinem Kriegsheimkehrerstück Draußen vor der Tür. Er schrieb es 1946 in nur ein paar Tagen. Es wurde im Februar 1947 zunächst als Hörspiel im Radio ausgestrahlt und  hatte eine riesige Resonanz. Auf der einen Seite waren diejenigen, auf die seine Offenheit und Direktheit befreiend wirkte, andere waren davon entsetzt. Ein halbes Jahr später wurde das Stück in den Hamburger Kammerspielen am 21. November 1947 uraufgeführt.

Die Premiere erlebte Wolfgang Borchert nicht mehr. Er war einen Tag vor der Uraufführung von Draußen vor der Tür in der Schweiz an den Folgen seiner langwierigen Krankheiten gestorben. In einem Sanatorium in Basel hatte er die letzten beiden Monate seines Lebens erfolglos mit einer Kur im Sanatorium verbracht. Freunde hatten dem todkranken Dichter diesen Aufenthalt ermöglicht. Seine Urne wurde später auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt.




Themen

Wolfgang Borcherts Lyrik und Prosa handeln von den körperlichen und seelischen Folgen des Krieges. Besonders aber mit seinem einzigen Theaterstück Draußen vor der Tür gibt der Schriftsteller den traumatisierten Menschen des Krieges eine Stimme. Darin beschreibt er die Stimmung in Deutschland während der Nachkriegszeit.

Als einem Vertreter der „verratenen Generation“ gelingt es seinem Protagonisten, dem jungen Kriegsheimkehrer Beckmann, nicht, wieder einen Platz in der Gesellschaft zu finden und in ein normales Leben zurückzukehren. Er leidet nicht nur darunter, dass er seine schlimmen Kriegserlebnisse nicht vergessen kann, Beckmann fühlt sich als Kriegsteilnehmer auch mitschuldig.

Werke

Wolfgang Borchert hat nur wenige Werke hinterlassen. Trotzdem gilt er mit seinen Gedichten, Kurzgeschichten, Erzählungen über die verheerenden Folgen des Krieges und seinem Theaterstück Draußen vor der Tür als wichtiger Antikriegsautor und Wegbereiter der Nachkriegsliteratur.

Gedichte

  • 1946 Abendlied
  • 1946 Der Kuß
  • 1946 Großstadt
  • 1946 In Hamburg
  • 1946 Laternentraum

Kurzgeschichten und Erzählungen

  • 1947 An diesem Dienstag
  • 1947 Die drei dunklen Könige
  • 1947 Die Elbe
  • 1947 Die Hundeblume
  • 1947 Die Küchenuhr
  • 1947 Generation ohne Abschied
  • 1947 Hamburg
  • 1947 Mein bleicher Bruder
  • 1947 Nachts schlafen die Ratten doch



Drama

  • 1947 Draußen vor der Tür

Kurzgeschichten und Erzählungen aus dem Nachlass

  • 1949 Dann gibt es nur eins!
  • 1949 Das Brot
  • 1949 Das ist unser Manifest
  • 1961 Die Kirschen
  • 1961 Die traurigen Geranien
  • 1949 Schischyphusch
  • 1949 Von drüben nach drüben

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