Kurt Tucholsky

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Kurt Tucholsky war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er lebte bis zum Ende seines Jura-Studiums in Berlin und ging 1924 als Korrespondent nach Paris. 1929 siedelte er nach Schweden um, wo er bis zu seinem frühen Tod in Jahr 1935 lebte.

Leben

Kurt Tucholsky wurde am 9. Januar 1890 als Sohn des jüdischen Bankkaufmanns Alex und seiner Frau Doris in Berlin geboren. Er war das älteste von drei Kindern. Das Verhältnis zu seiner Mutter war angespannt. Zum Vater hatte er eine liebevolle Beziehung. Dessen früher Tod war ein erstes einschneidendes Erlebnis in Tucholskys Leben.

Bereits 1911 schrieb Tucholsky Beiträge und Gedichte für den Vorwärts, das Zentralorgan der SPD und veröffentliche 1912 seinen ersten Kurzroman Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte. Seit 1913 war er für Die Schaubühne tätig, die 1918 in Die Weltbühne umbenannt wurde.




Tucholsky studierte Jura in Berlin und Genf. Nach seiner Promotion 1914 in Jena wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Seine Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg und die rechtslastige Justiz der Weimarer Republik verschärften seinen Ton und ließen ihn noch engagierter schreiben. Mit seinen zeitkritischen und satirischen Liedern wurde er zu einem der wichtigsten Autoren des Kabaretts der 1920er Jahre.

Nach dem Krieg verdiente er seinen Lebensunterhalt als freier Journalist und Schriftsteller. Er war ein scharfer Kritiker der gesellschaftlichen Zustände, aber auch ein großer Humorist. Mit seinen Texten trat er für eine demokratische, soziale und zivilisierte Gesellschaft ein. Bis 1920 war er Chefredakteur von Ulk, einer satirischen Beilage des Berliner Tageblatts. Danach war er einige Zeit Volontär in einer Bank.

Von 1920 bis 1924 war er mit Else Weil verheiratet. Kurze Zeit darauf heiratete er erneut. Auch seine Ehe mit Mary Gerold wurde nach neun Jahren 1933 wieder geschieden. Tucholsky hatte keine Kinder.

Ab 1924 arbeitete er hauptsächlich in Paris, unter anderem für die Vossische Zeitung und wieder für Die Weltbühne. Für eine kurze Zeit wurde er 1926 Herausgeber des linksintellektuellen Blattes. Ein paar Monate später übergab er die Leitung der Weltbühne allerdings an Carl von Ossietzky.

Kurt Tucholsky kam nur noch selten nach Deutschland. In der französischen Metropole Paris lebte er, bis er 1929 dauerhaft nach Schweden emigrierte. Dort hatte er sich eine kleine Villa gekauft. Die politische Situation in Deutschland ließ ihn zunehmend resignieren. Ab 1931 verfasste er deutlich weniger Texte, bis er schließlich ganz verstummte.

Obwohl er nicht mehr publizierte, wurden seine Bücher 1933 in Deutschland verbrannt. Im selben Jahr wurde auch Die Weltbühne von den Nazis verboten. Der Polemiker mit der spitzen Feder wurde offiziell ausgebürgert und sein Vermögen beschlagnahmt. Ein eingeschränkter Ausländerpass erschwerte seine langen Reisen, die er bis dahin von Schweden aus unternommen hatte.

Auch Tucholskys finanziell angespannte Situation sowie eine quälende und lästige chronische Erkrankung machten ihm zunehmend zu schaffen. Die Enttäuschung über die Vergeblichkeit seiner politischen Aufklärung ließ ihn immer pessimistischer werden. Kurt Tucholsky starb am 21.12.1935 in Hindås, einem Ort bei Göteborg, wahrscheinlich durch Selbstmord, aber auch eine versehentliche Überdosis an Medikamenten ist möglich. Er wurde auf einem kleinen Friedhof in der Nähe des schwedischen Schlosses Gripsholm beigesetzt, über das er 1931 den launigen Roman Schloß Gripsholm veröffentlicht hatte. Die amüsante Liebesgeschichte wurde 1963 und im Jahr 2000 verfilmt.




Tucholsky verfasste ebenso polemische Glossen und sozialkritische Reportagen wie Theater- und Literaturkritiken. Er schrieb humorig-bissige Gedichte und zwei unterhaltsame Romane mit gesellschaftskritischen Anklängen. Der unermüdliche Moralist textete zudem kabarettistische Lieder. Er war ein Vielschreiber und arbeitete auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.

Kurt Tucholsky war einer der bedeutendsten Satiriker und Gesellschaftskritiker des 20. Jahrhunderts. Als Pazifist und Sozialist warnte er bereits während der Weimarer Republik vor einem militanter werdenden deutschen Nationalismus. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten veröffentlichte er enttäuscht keine einzige Zeile mehr.

Themen

In seinen humorvollen und geistreichen Werken wandte sich Tucholsky gleichermaßen gegen klein- wie großbürgerliches Spießertum und gegen jede Form von reaktionärem Verhalten. Dabei machte er mit seiner spöttischen und engagierten Gesellschafts- und Sozialkritik während der Weimarer Republik auch nicht vor der Kirche, den Politikern und der Justiz halt. Der scharfzüngige Dichter vertrat einen pazifistischen Humanismus, der ihn gegen das Militär und den aufkommenden Nationalismus mit seinen gewalttätigen Aktionen kämpfen ließ. Als radikaler Sozialist schrieb er wütend gegen soziale Ungerechtigkeiten und Missstände an.

Immer wieder waren auch die Irrungen und Wirrungen der Liebe ein wichtiges Thema in seinen Texten. Nicht nur in den Romanen beschäftigte er sich mit der komplexen Beziehung und der Anziehung zwischen Frauen und Männern. Seiner Zeit weit voraus und gegen jede Prüderie schrieb er sehr freizügig über Erotik und Leidenschaft.

Werke

Mit seinen vielfältigen Werken gehört Kurt Tucholsky zu den bedeutendsten Gesellschaftskritikern und Publizisten der Weimarer Republik. Er war ein politisch engagierter und linksorientierter Journalist und Schriftsteller, der sowohl zeitkritische Glossen und Reportagen als auch Zeitungskritiken verfasste. Er schrieb Romane, Kurztexte, satirische Lyrik und Lieder für das Kabarett.




Romane

  • Rheinsberg – ein Bilderbuch für Verliebte
  • Schloß Gripsholm

Grotesken, Glossen, Reiseimpressionen, Satiren und Gedichte

  • Der Zeitsparer
  • Fromme Gesänge
  • Ein Pyrenäenbuch
  • Mit 5 PS
  • Deutschland, Deutschland über alles
  • Lerne lachen ohne zu weinen
  • Gruß nach vorn
  • Na und –?
  • Zwischen Gestern und Morgen
  • Und überhaupt …
  • Wo kommen die Löcher im Käse her?
  • Sprache ist eine Waffe
  • Jelängerjelieber

Notizen, Briefe und Tagebücher

  • Briefe an eine Katholikin
  • Briefe aus dem Schweigen 1932–1935
  • Unser ungelebtes Leben. Briefe an Mary
  • Die Q-Tagebücher 1934–1935
  • Farbige weithin sichtbare Signalzeichen
  • Ich kann nicht schreiben, ohne zu lügen

Bildnachweis: Von Hofres, CC BY-SA 3.0 de, Link

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