Judith Hermann

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Judith Hermann ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde am 15. Mai 1970 in Berlin geboren, wo sie auch heute noch lebt. Ihre Debüt-Veröffentlichung erschien im Jahre 1998 unter dem Titel Sommerhaus, später. Dabei handelt es sich um einen Erzählband, der als großer Erfolg gefeiert wurde. Hermann wurde bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Hermann gilt heute als wichtige deutsche Gegenwartsautorin. Ihre Werke wurden in 22 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Englische, Französische, Italienische, Griechische und Niederländische. Auch im asiatischen Raum werden ihre Veröffentlichungen rezipiert, vor allem in China, Korea und Japan. Besonders dieser internationale Erfolg zeichnet Judith Hermann vor vielen anderen zeitgenössischen Autoren aus.

Biografie

Judith Hemann kam im Jahre 1970 in Berlin-Tempelhof, also dem damaligen West-Berlin, zu Welt. Als junge Frau begann sie ein Studium in der Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Bald darauf brach sie dieses jedoch weder ab und kämpfte sie sich mit verschiedenen Jobs durchs Leben, unter anderem als Kellnerin, Messe-Hostess und Tour-Managerin. 1995 schrieb sie sich schließlich an der Berliner Journalistenschule ein, wo sie Musik studierte.

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Schon bald brach sie jedoch auch diese Ausbildung ab, um ein Praktikum bei der deutsch-jüdischen Zeitschrift Aufbau in New York zu absolvieren. Ihre schriftstellerische Tätigkeit nahm Hermann erst 1997 auf. Damals war sie Teilnehmerin an der Autorenwerkstatt Prosa im Literarischen Colloquium Berlin. Noch im selben Jahr wurde ihr das prestigehafte Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin zugesprochen. In dieser Zeit entdeckte sie Kurzgeschichten als ihr Lieblingsgenre und begann, ihre ersten literarischen Erzeugnisse in einem Sammelband zu platzieren.

Dieser erschien 1998 als ihre Erstveröffentlichung unter dem Titel Sommerhaus, später. Das Werk erzielte einen beachtlichen Erfolg, welcher die junge Autorin erheblichem Druck seitens der Verlage und Medien sowie der Öffentlichkeit aussetzte. Aus diesem Grund, so berichtete sie später, zog sie sich einige Jahre zurück, bis 2003 der zweite Erzählband Nichts als Gespenster erschien. Einige Episoden dieses Buches wurden 2007 unter dem gleichnamigen Titel verfilmt. Ihren ersten Roman mit dem Titel Aller Liebe Anfang publizierte sie 2014. Heute lebt die Judith Hermann gemeinsam mit ihrem Sohn in einer Wohnung am Prenzlauer Berg.

Die thematischen Schwerpunkte der Werke von Judith Hermann

Die Texte von Judith Herman zeichneten sich von Beginn an durch ihre hohe sprachliche Qualität aus. Ihr Ton galt schon frühzeitig als unverwechselbar, ihre Sprache als elegant und kunstvoll. Mit ihrem stilistischen Potenzial gelingt es ihr, gleichzeitig leicht und tiefsinnig zu schreiben und sich den Dramen der menschlichen Existenz pulsierend anzunähern.

Ein zentrales Motiv ihrer Werke ist das Thema des zwischenmenschlichen Kontaktes. Sie stellt sich die Frage, was eigentlich passiert, wenn man jemandem begegnet. Wie nah kann man geliebten Menschen überhaupt kommen? Schon kleinste Berührungen und unscheinbarste Blicke können Menschen wieder entfremden – oder aber zusammenbringen. Ihre Veröffentlichungen kreisen thematisch um dieses zirkuläre Wechselspiel aus Nähe und Distanz, welches sie aus verschiedenen Blickwinkeln bearbeitet.

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Wichtig ist dabei auch der Aspekt der Schutzlosigkeit, welche besonders intensive Menschen häufig verspüren. Hermanns Charaktere wirken nach außen hin oft exzentrisch, entfalten jedoch unter ihrer Oberfläche, also im Unausgesprochenen, im Gemeinten und Gefühlten, eine große existenzielle Wucht.

In diesem Zusammenhang wird auch der Themenkomplex des Abschied-Nehmens durch den Tod wichtig. Die Haupttodesursachen ihrer Figuren sind Suizid, Krankheit und Erschöpfung. Hermann fokussiert hier jedoch vor allem, was dies für die Hinterbliebenen, die Trauernden bedeutet. Sie möchte ergründen, was unaussprechlich ist und auf welche Grenzgänge sich Menschen begeben, wenn ihre Lieben von ihnen gehen. Das Im-Moment-Gefangen-Sein, die erzwungene Passivität, mit der man schicksalshafte Momente beobachten und über sich ergehen lassen muss, wird ebenfalls sehr häufig aufgegriffen.

In ihren neueren Veröffentlichungen sind auch die Themen Einsamkeit und Sehnsucht relevant. Während das Leitthema ihres literarischen Schaffens also statisch bleibt, setzt die Autorin in jedem Werk neue Akzente. Sie beleuchtet verschiedene Facetten des Themas, dringt in es ein und lässt den Leser dadurch seine Vielschichtigkeit erkennen.

Die wichtigsten Werke von Judith Hermann

Die bekannteste Werke von Judith Hermann sind ihr erster und zweiter Sammelband sowie der erste durch sie veröffentlichte Roman. Sommerhaus, später wurde unter anderem vom berühmten Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gelobt. Dieser war überzeugt, dass „man es hier mit einer ganz hervorragenden, neuen Autorin zu tun habe“, welche die Weltsicht der jüngsten Generation beschreibe, ohne den sprachlichen Degenerationen der Moderne anheim zu fallen. Der Sammelband wurde zu einem der größten literarischen Erfolge seines Jahrzehnts.

Sein Nachfolger, Nichts als Gespenster, spielt in Norwegen, Prag, Karlsbad, Island und Nevada. Hermann berichtet hier von Reisen und Liebesgeschichten und davon, wie beides zusammengehört. Erneut erschuf sie ein literarisches Werk, welches ihre sprachliche Meisterschaft zur Schau stellte. Es machte Hermann zu einer der am meisten gelesenen Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Ihr erster, im Jahre 2014 erschienener Roman Aller Liebe Anfang verlagert den Fokus von den fantastischen Seiten der Liebe hin zu ihren Zumutungen und der mit ihr einhergehenden Schutzlosigkeit. Schonungslos und klar schildert die Autorin, wie schnell die Alltagssicherheiten des Lebens einstürzen können. Mit kraftvollen Bildern zeichnet sie die Rätsel der Liebe, das Geheimnis ihres Anfangs und das Rezept ihres Fortganges nach.

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Auszeichnungen und Preise von Judith Hermann

Judith Hermann wurde für ihr herausragendes literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen ausgezeichnet. Bereits 1999 erhielt sie für Sommerhaus, später den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis sowie den Hugo-Ball-Förderpreis. Zwei Jahre später folge die Verleihung des Kleist-Preises, ebenfalls für ihren ersten Sammelband. Im Jahre 2009 wurde sie von der Stadt Homburg mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis bedacht. 2014 konnte sie dieser beeindruckenden Sammlung den Erich-Fried-Preis hinzufügen.

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