Arno Schmidt

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Der deutsche Schriftsteller Arno Schmidt lebte von 1914 bis 1979. Geboren wurde er in Hamburg-Hamm. Seine Eltern stammten aus dem niederschlesischen Ort Lauban, wo er zeitweise aufwuchs. 1946 wurde er freier Schriftsteller und lebte seit 1958 im Heidedorf Bargfeld bei Celle. Schmidt zeichnete sich durch einen radikal experimentellen Sprachstil aus, den er aber mit traditioneller Erzählkunst verband. Viele maßgebliche Literaturkritiker bezeichneten ihn als Sprachartisten. Seine Wortwahl erinnert an den Expressionismus. Oft legte er es darauf an, Alltagssprache phonetisch exakt darzustellen. Dabei nahm er prinzipiell wenig Rücksicht auf Orthografie und Syntax.

Leben

Mit seinen Eltern lebte Arno Schmidt in räumlich sehr begrenzten Verhältnissen. Die Familie wohnte nur in der Küche, um das Wohnzimmer zu schonen, äußerte er rückblickend.

Als der Vater 1928 starb, zog die Mutter mit den beiden Kindern zurück ins elterliche Haus in Lauban bei Görlitz.

Arno Schmidt ging in die Oberrealschule Görlitz, wo er im März 1933 das Abitur ablegte. In dieser Zeit begann er, Gedichte zu schreiben. Ende Januar 1934 begann er eine kaufmännische Lehre bei den Greiff-Werken in Greiffenberg (Schlesien). In dieser Textilfabrik wurde er anschließend Lagerbuchhalter. Er lernte dort die zwei Jahre jüngere Alice Murawski kennen und feierte mit ihr im August 1937 Hochzeit.




Das Paar bezog im Jahr 1938 eine kleine Zweizimmerwohnung in der Greiff-Werkssiedlung. 1940 wurde Schmidt zur Wehrmacht einberufen. Bis 1945 diente er hauptsächlich in einer Schreibstube im norwegischen Molde-Fjord. Er meldete sich noch zur Front und konnte so im Urlaub die Flucht seiner Frau in den Westen bewerkstelligen.

Mit seiner Entlassung aus dem Militärdienst gelangte Arno Schmidt nach Cordingen in der Lüneburger Heide. Er bezog mit seiner Ehefrau ein sparsam möbliertes Zimmer im dortigen Mühlenhof. Mit seinem Entschluss, fortan als freier Schriftsteller zu leben, konnte er der jahrelangen Armut nicht entgehen.

Einige der ersten wichtigen schriftstellerischen Texte schrieb Schmidt aufgrund des Papiermangels auf Telegrammformulare. Das Ehepaar zog in den folgenden Jahren mehrfach um, darunter 1955 nach Darmstadt. In der protestantisch geprägten Großstadt entging Schmidt einer Anzeige wegen Verbreitung von Pornografie und Gotteslästerung. Diese hatte sich auf seine als sehr anstößig empfundene Erzählung Seelandschaft mit Pocahontas bezogen. Weil er in Darmstadt die Einsamkeit vermisste, fühlte sich Schmidt dort unwohl und als Schriftsteller eingeengt.

Schließlich gelang dem Dichter mit seiner Frau im Jahr 1958 der Umzug nach Bargfeld in Niedersachsen, wo er bis zu seinem Tod 1979 lebte. In Bargfeld erlebte Arno Schmidt eine „entfesselte Selbstentfaltung“, wie der Germanist Wolfgang Albrecht bemerkte.

1970 veröffentlichte der Schriftsteller sein berühmtestes Werk Zettel’s Traum, mit dem er Kultstatus erlangte. Bargfeld wurde zu einer Art Wallfahrtsort vieler seiner Leser und Verehrer, was Arno Schmidt aber noch stärker in die selbstgewählte Isolation trieb. Er starb Anfang Juni 1979 im Krankenhaus Celle nach einem Schlaganfall.

Einige Monate vor seinem Tod erhielt er von Jan Philipp Reemtsma eine großzügige finanzielle Unterstützung. Seine 1983 verstorbene Witwe Alice hatte zwei Jahre vor ihrem Tod gemeinsam mit Reemtsma die Arno Schmidt Stiftung ins Leben gerufen.

Der Nachlass Schmidts wird bis auf wenige Ausnahmen in Bargfeld bewahrt. Die Arno Schmidt Stiftung betreut sowohl den persönlichen Nachlass des Dichters als auch sein literarisches Vermächtnis. Gleichfalls zeichnet sie verantwortlich für Haus und Grundstück in Bargfeld. Zu dem Anwesen gehört die „Alte Schmiede“. Dort befinden sich heute ein Arno-Schmidt-Museum sowie eine Forschungsstätte.




Themen

Arno Schmidt hatte eine tendenziell kulturpessimistische Weltsicht. Besonders kritisch ging er mit der BRD zu Zeiten Konrad Adenauers um. Die Bürger der alten Bundesrepublik seien insgesamt mitnichten über-, vielmehr typisch unterarbeitet. „Ich kann das Geschwafel von der 40-Stunden-Woche einfach nicht mehr hören. Meine Woche hat immer 100 Stunden gehabt“, schrieb er.

Schmidt hinterließ umfangreiche theoretische Überlegungen zu neuen Prosaformen und der Sprache allgemein. Außerdem gehörten zu seinem umfangreichen Schaffen Übersetzungen aus dem Englischen, literaturtheoretische und -geschichtliche Essays (vielfach für das Radio) sowie Kurzgeschichten.

Er galt als guter Kenner der Gedichte und Prosatexte von Edgar Allan Poe.

Sehr oft trat Schmidt in seinen Werken als Ich-Erzähler auf und verarbeitete so die prägenden Erlebnisse seines eigenen Lebens. Viele seiner literarischen Helden zeichnen sich durch starke Vorbehalte gegenüber restaurativen Entwicklungen unter Adenauer sowie einen ausgeprägten Atheismus aus.

Dem Alltag seiner zeitgenössischen Durchschnittsbürger konnte er nur wenig Gutes abgewinnen. Nicht selten verband Arno Schmidt diese Abneigung mit der Verwendung entsprechender Dialekte. Gleichzeitig schwärmte er wiederholt von der Landschaft seiner Heimat.

Werke

  • Leviathan
  • Brand’s Haide, Schwarze Spiegel
  • Aus dem Leben eines Fauns
  • Seelandschaft mit Pocahontas
  • Das steinerne Herz
  • Kühe in Halbtrauer
  • Trommler beim Zaren
  • Zettel’s Traum
  • Die Schule der Atheisten
  • Abend mit Goldrand
  • Julia, oder die Gemälde



Auszeichnungen

  • Großer Akademie-Preis für Literatur der Mainzer Akademie, 1950
  • Berliner Kunstpreis für Literatur (Fontane-Preis), 1964
  • Große Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie, 1965
  • Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 1973

Bildnachweis: Von ​German Wikipedia Benutzer Jens Rusch, CC BY-SA 3.0, Link

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